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„Wir brauchen mehr Verbindlichkeit in der Seefracht“

mariLOG am 4. Mai 2021 mit Bodo Knop

Die Coronapandemie mit all ihren gravierenden Auswirkungen belastet nach wie vor den Seefrachtmarkt. Auch die Spannungen zwischen Carrier und Verlader nehmen angesichts steigender Frachtraten, nachlassender Servicequalität und mangelnder Vertragstreue weiter zu. Doch worum geht es bei diesen Auseinandersetzungen, wie lassen sich die Probleme beheben und was ist notwendig, damit beide Seiten wieder zueinander finden? Diese und weitere Fragen beschäftigten die Teilnehmer der mariLOG 2021, die im Rahmen der Weltleitmesse transport logistic vom 4. bis zum 6. Mai 2021 erstmals als Online-Konferenz abgehalten wurde.

Es war eine illustre Expertenrunde, die sich direkt am ersten Messetag auf Einladung der Deutschen Verkehrszeitung (DVZ) in einer Podiumsdiskussion zusammengefunden hatte. Neben dem neuen Hamburg-Süd-Chef Poul Hestbaek, Rhenus Air & Ocean-COO Jan Harnisch und der Schifffahrtsexperten Jan Tiedemann von Alphaliner stellte sich auch Bodo Knop den Fragen der beiden Moderatoren Sebastian Reimann und Oliver Link. Gleich in seinem ersten Beitrag nahm der XSTAFF-Geschäftsführer sowohl Carrier als auch Verlader in die Pflicht, sich wieder aufeinander zuzubewegen: „Beide Seiten sitzen doch im gleichen Boot, auch wenn die Reeder aktuell natürlich die Gelegenheit auf Gewinnoptimierung nutzen.“ Im Gegensatz zu Jan Harnisch, der bei der von den Moderatoren angefragten Vergabe von Schulnoten für die Reeder nur eine 4- zog, beließ es Bodo Knop bei einer 3, auch „weil beide Seiten mit ihrem Verhalten zu dieser kritischen Situation beigetragen haben“. Eine Bewertung, die Diskussionspartner Poul Hestbaek trotz der Gewinnmitnahmen seines Unternehmens in den letzten Monaten teilt. So kann auch seiner Ansicht nach eine Etablierung der Frachtraten auf diesem Niveau nicht gutgehen, da diese Entwicklung langfristig die Profitabilität gefährden würde.

Doch welche Möglichkeiten haben verladende Unternehmen aktuell, die nicht bereit sind, die exorbitant hohen Frachtraten und Folgekosten zu leisten? Für Bodo Knop liegt die Antwort auf der Hand: „Flexibel agieren und prüfen, ob nicht auch andere Verkehrsträger eingebunden werden können.“ Eine Strategie, die er selbst mit der XSTAFF seit Monaten per excellence verfolgt. Ob per Lkw über die Seidenstraße, mit dem Zug quer durch Asien und Osteuropa oder als Schiffscharter über die Weltmeere, XSTAFF nutzt bei seinen Transporten aus Asien nach Europa mittlerweile nahezu das komplette Spektrum der Möglichkeiten. Den Einwand von Poul Hestbaek, dass es oft aufgrund fehlender Container zu Engpässen und verspäteten Abfahrten gekommen sei, konnte er nur begrenzt gelten lassen: „Natürlich waren die Kosten für einen Container hoch. Wer aber bereit war, diese Kosten in Kauf zu nehmen, hat auch Container bekommen. Wir waren dazu bereit.“

Aber wie kann der Markt abseits dieser kurzfristigen Lösungen auch langfristig wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen? Glaubt man den Diskussionsteilnehmer, gilt es vorher noch eine Reihe von Problemen zu lösen. Während Jan Harnisch eine bessere Kommunikation der Carrier ebenso anmahnte wie ein zuverlässigeres Buchungsverhalten auf Seiten der Verlader, um die Kapazitätsplanungen der Reedereien zu erleichtern, standen für Poul Hestbaek und Bodo Knop grundlegende Verbesserungen in der Zusammenarbeit ganz oben auf der Agenda. „Kontrakte sollten zukünftig schriftlich ausgefertigt und deutlich detaillierter verfasst werden. Nur so bekommen wir die Verbindlichkeit in den Markt, die nötig ist, um die Krise zu überwinden“, ist Bodo Knop überzeugt. Und wann wird das sein? Während Jan Tidemann davon ausgeht, dass es auch aufgrund dringend notwendiger Investitionen von vielen Marktteilnehmern noch einige Zeit dauern wird, bis dieser Punkt erreicht ist, glaubt Poul Hestbaek an eine Marktberuhigung gegen Ende des Jahres. Wer von Beiden Recht behält, werden wohl erst die nächsten Monate zeigen. Es bleibt also spannend.